Wald
Die potentielle natürliche Vegetation des Naturparks
Buchenmischwälder würden ohne Eingriffe des
Menschen wahrscheinlich die Kuppen des westlichen und des zentralen
Flämings bedecken, da sie hier eine ausreichende Wasser- und
Nährstoffversorgung finden. Die ärmeren, trockenen Sandböden im
Nordwesten wären mit Traubeneichen- und Kiefernmischwäldern bestanden. Die Standorte für potentielle
Winterlinden-Hainbuchenwälder auf lehmigen, etwas nährstoffreicheren
Böden sind heute großflächig in Ackerflächen umgewandelt. Auch das Gebiet
im Osten des Naturparks ist kein Buchengebiet mehr. Hier fallen im
Regenschatten des Hohen Flämings bereits zu wenig Niederschläge. Eichen–
und Hainbuchenwälder wären hier wohl die natürliche Vegetation. In den
Bachtälern kämen Erlen-, Eschen- und Stieleichen-Hainbuchenwälder vor.
Auf den nassen, moorigen Belziger Landschaftswiesen stünden heute ohne
menschliche Entwässerungen dichte Erlenbrüche. An ihrem feuchten Rand
kämen pfeifengrasreiche Stieleichenwälder vor.
Durch
intensive Rodungen wurde der Wald im Naturpark auf knapp 50 % seiner
ursprünglichen Fläche zurückgedrängt. Im Vergleich zum
Landesdurchschnitt (37 %) ist der Naturpark damit noch stark bewaldet.
Siedlungsgeschichte und Waldentwicklung im Fläming bis zur Einführung der geregelten Forstwirtschaft
Erste bescheidene Waldrodungen im Fläming sind aus
der Zeit der slawischen Besiedlung bekannt. Sie beschränkten sich auf
Gebiete entlang von Bächen und Quellen. Erst ab dem 12. Jahrhundert nahm
die Waldzerstörung überhand:
1150 Im Fläming
werden Bauern aus Flandern, Holland, Friesland , Ost- und Westfalen
angesiedelt. Es entsteht die noch heute sichtbare Siedlungsverteilung.
um 1300 Die erste große ostelbische und brandenburgische Rodungsperiode endet
1340 - 1360
Das Auftreten der Pest verbunden mit einer Reihe von Missernten während
der sogenannten „kleinen Eiszeit“ führen zur Entvölkerung weiter Teile
Europas. Viele Dörfer im Fläming werden verlassen und fallen wüst. Die
Wälder können sich in dieser Zeit erholen. Der Waldanteil steigt wieder
an.
16. Jhd. Intensiver Einschlag von Brenn- und Bauholz lässt um die Siedlungen große waldfreie Gebiete entstehen
1749
Der General Brandt von Lindau liefert nach Rothenburg bei Bernburg
24.000 Klafter (1 Klafter = 3,3 m3) pro Jahr. Riesige Rodungsinseln
entstehen rund um Wiesenburg und Belzig.
1765
In einer Taxation vom 19. April berichtet Oberförster Johann Gotthilf
Weber: „Der Bullenberg (Anm.: westl. von Ragösen gelegen), 5.000
Schritte Umfang, noch etwas Bauholz, größtenteils aber durch den
preußischen Holzeinschlag ruiniert“.
1781-1813
Ins Dippmannsdorfer Revier werden pro Jahr etwa 500 Pferde, 3000 Schafe
und 700 Kühe getrieben. Durch diese Waldbeweidung und das Einsammeln
von Laub als Streu für die Ställe werden den Wäldern große Mengen an
Nährstoffen entzogen.
1820
Bereits 1745 erließ Friedrich II. den sog „Einrichtungserlass“, der der
Beginn einer nachhaltigen Wald- und Forstwirtschaft in Preußen war.
Erst ab ca. 1820 kann jedoch von einer wirklichen Einführung der
geregelten Forstwirtschaft in den Staatsforsten Preußens ausgegangen
werden.
1842 Die Gemarkung Belzig ist nur noch zu 12,4 % bewaldet. (1995 wieder zu 40,7%)
1869
Den preußischen Untertanen wird das Weiden von Schafen, Schweinen,
Ziegen und Rindern, sowie die Streunutzung in den herrschaftlichen
Wäldern untersagt. Selbst das Sammeln von Pilzen und Blaubeeren ist in
der Brandtsheide nicht mehr gestattet.
1867 bis 1893 Der Preußische Staat forstet 134.633 ha „Ödland“ auf.
Teer- und Holzkohleproduktion im Fläming
Schaut man auf eine Landkarte des Hohen Flämings,
fallen im Südwesten eine Reihe von Flur- und Ortsnamen auf, die auf eine
alte Tradition hinweisen: Glashütte, Teerberge, Jeserigerhütten,
Neuehütten, Medewitzerhütten, Reetzerhütten, Teerofen, Teerofenbusch und
andere. Über 500 Jahre dampften im Fläming die Teeröfen, die Teer oder
Pech sowie Holzkohle produzierten. Wer damals die Köhler-Straße von
Roßlau nach Medewitz entlang kam, konnte schon auf den Gorrenbergen die
Rauchfahnen und den stechenden Geruch schwelenden Holzes wahrnehmen.
Manche Flämingdörfer entwickelten sich aus einfachen Pechhütten zu
wohlhabenden Ortschaften. Aus dem wüsten „Hohenmedewitz“ wurde
Medewitzerhütten und um die Jeserigsche Pechhütte entstand der Ort
Jeserigerhütten. Auch in Benken, Wiesenburg, Zipsdorf, Medewitz und
Dangelsdorf standen damals Öfen. Die Holzverkohlung im Fläming benötigte
riesige Mengen Kiefern- und Buchenholz. Insbesondere die Brandtsheide
um Wiesenburg lichtete sich stark. 3.000 Klafter (1 Klafter = 3,3
Kubikmeter) bestes Kiefernholz lieferte Carl Friedrich Brandt von Lindau
auf Schmerwitz jährlich an das Mansfelder Bergamt bei Halle. Für die
Brandts von Lindau war der Wald die „Brotkammer“, denn ihre Rittergüter
allein brachten kaum Geld.
Einführung der geregelten Forstwirtschaft vor 200 Jahren
Forstordnungen gaben schon früh strenge Anweisungen. Die großen Waldzerstörungen der landesherrlichen Zeit verhinderten sie jedoch trotzdem nicht:: „Die Untertanen sollten auf ihren eigenen Wäldern nicht mehr dann die leyden mögen abhauwen, dass nicht allein sie / sondern auch jre Nachkommen / Erben vnnd Kindern / die notturfft zu bauwen vnd brennen / auff denselben ihren Höltzen jederzeit haben.“ (Meurer, 1576).
Fast die Hälfte des Naturparks ist heute bewaldet. Das war nicht immer so. Um 1800 prägten durch jahrhundertelangen Raubbau verwüstete Wälder unsere Landschaft. Natürliche Wälder waren fast verschwunden und weite Landstriche verheideten. Wanderdünen bedrohten ganze Ortschaften. In dieser Zeit großer Holzknappheit wurde schließlich die nachhaltige Forstwirtschaft entwickelt. Forstwissenschaftler stellten um 1800 Bewirtschaftungsregeln auf, die die Nutzung des Waldes bis zu 180 Jahre im Voraus festlegten. Es entstanden erste Meisterschulen, später auch forstliche Fakultäten an den Hochschulen. Die Heidereiter und Holzknechte des 17. und 18. Jahrhunderts, die meist nur Waldbrände zu melden hatten, wurden durch Förster abgelöst. Nicht mehr die Holznutzung, sondern die Holzerzeugung stand nun an erster Stelle. Dörfer wurden zum Einsammeln von Bucheckern, Eicheln und Kiefernzapfen verpflichtet. In Schmerwitz, Klepzig und Medewitzerhütten richtete man Pflanzgärten ein, in denen Kiefern, Tannen und Fichten herangezogen wurden. Kahlschläge im Fläming wurden vor allem mit Kiefernmonokulturen aufgeforstet.
Mit preußischer Genauigkeit wurden Forstwege im Schachbrettmuster angelegt und der Wald in einzelne Waldstücke parzelliert.
Heutige Verteilung der Forstgesellschaften
Wie vielerorts bedeckt der Wald auch im Wuchsgebiet Hoher Fläming nur noch die Standorte, die für den Ackerbau zu trocken, zu feucht, zu nährstoffarm, zu steinig oder zu steil sind. Dem Wald blieben daher fast nur mittlere und arme Sandböden. Fast alle Forste sind zudem grundwasserfern und damit trocken.
Die Forstverwaltung unterteilt die Böden in ihren Forsten je nach Fruchtbarkeit in die Standortformen R (reich) bis A (arm). Im Hohen Fläming herrschen mittlere bis ziemlich arme Böden vor. Je nach Standort werden unterschiedliche Baumarten angebaut. Während die genügsame Kiefer mit allen Bodenarten zurechtkommt, ist der Anbau der anspruchsvolleren Rotbuche nur an besseren Standorten möglich. Nur eine Handvoll flämingfremder Baumarten ist für einige Standorte als Hauptbaumart in den Landesforsten vorgesehen. Ansonsten setzt man lieber auf heimische Arten.
Buchenwälder im Hohen Fläming
Die Wälder des Hohen Flämings nehmen eine
Sonderstellung ein. Ringsherum wachsen trockenere Kiefern- und
Eichenmischwälder, sieht man von den sumpfigen Niederungen und
Bachtälern mit ihren Erlen und Weiden ab. Auf den Höhen des Flämings
überschreiten jedoch die Niederschlagswerte eine magische Zahl.
Mindestens 550 mm Niederschlag pro Jahr und eine ausreichende
Bodenfruchtbarkeit benötigt die Rotbuche, um natürliche Buchenwälder
auszubilden. Diese Kombination – ausreichende Nährstoff- und
Wasserversorgung – gibt es in Brandenburg großflächig erst wieder
nördlich von Berlin. Südlich davon klafft eine große Lücke. An den Höhen
des Flämings bleiben jedoch die Wolken hängen und regnen sich dabei
häufig ab. Buchenwälder könnten so hier wieder die natürliche Vegetation
bilden.
Das Belziger Vorfläming genannte Gebiet zwischen Belzig
und Niemegk liegt bereits im östlichen Regenschatten des Hohen Flämings.
Hier kann sich die Buche nur noch an einigen feuchten Rändern der
Niederungen oder in einigen Rummeln halten. Die weniger durstige
Traubeneiche, Hainbuche und Winterlinde sind ihr bereits überlegen. Nach
Westen hin wird die Buche auf den hier sandigeren Böden durch trockene
Eichen-Kiefern-Mischwälder abgelöst.
Altersaufbau der Flämingwälder
Die Wälder im Fläming sind jung. 76 % aller Bäume haben ein zartes Alter von unter 80 Jahren. Ein Ergebnis der Reparationsleistungen nach dem 2. Weltkrieg, aber auch von jahrzehntelanger Kahlschlagswirtschaft zu DDR-Zeiten und Wiederaufforstungen nach Bränden. Überdurchschnittlich alt sind Eichen und Rotbuchen. Bei ihnen dominieren über 80jährige Exemplare, die der Saatgutgewinnung dienen, oder in Naturschutzgebieten alt werden dürfen. Ihnen fehlt der Nachwuchs, denn bei Nachpflanzungen setzte man bis Anfang der 90er Jahre vor allem auf die Kiefer.
Auffallend ist der hohe Anteil 41-60jähriger Nadelbäume. Hier handelt es sich vor allem um die Kiefernaufforstungen nach dem 2. Weltkrieg. Ältere Jahrgänge, die für Förster und Waldeigentümer erst Gewinn bringen, sind unterrepräsentiert.
Bei
den Laubbäumen herrschen die älteren Jahrgänge vor. Erst in jüngster
Zeit finden wieder vermehrt Aufforstungen von Laubholz statt. Im
Idealfall sollten alle Jahrgänge annähernd gleich vertreten sein.