Wasser
Das Gewässernetz im Naturpark
Nach Stillgewässern sucht man im Fläming meist vergebens. Keine natürlichen Seen, nur eine Handvoll künstlich angelegter Dorfteiche ist zu finden. Zwar gibt es reichlich Sand, doch auch das Meer ist weit. Lediglich ein lockeres Netz kleiner Bäche, Flämingfließe genannt, ziert den Naturpark. Diese Bäche haben es jedoch in sich: An ihren häufig kilometerlangen naturnahen Läufen tummeln sich noch Tier- und Pflanzenarten, die in Brandenburg bereits auf die Rote Liste der besonders gefährdeten und schützenswerten Arten gesetzt werden mussten. Außer in der Prignitz sind nirgendwo in Brandenburg die Bäche so sauber und klar. Eine Vielzahl von Quellen speisen die kleinen Flämingfließe, so dass man seit alters her über den Fläming sagt: Arm an Korn – Reich an Born.
Schwindbäche im Naturpark
Nur im Nordosten des Naturparks findet sich ein dichtes Gewässernetz: Die Plane und ihre kleinen Nebengewässer durchfließen hier die Belziger Landschaftswiesen. Ins Auge fallen besonders die schnurgeraden und regelmäßig angeordneten Gräben, die zur Entwässerung dieser feuchten Niederung angelegt wurden.
Die
„großen Drei“ des Naturparks: Buckau, Verlorenwasserbach und Plane,
suchen sich hingegen noch mit vielen Windungen und Kurven ihren Lauf
durch den Hohen Fläming.
Eine regionale Besonderheit sind die „Schwindbäche“, die nirgendwo münden. Schon nach kurzem, wenige Kilometer langen Lauf versickern sie in wasserdurchlässigen Bodenschichten wieder. Sie verlaufen dann, wie zum Beispiel bei Dretzen, Reetz oder Schlamau in abflusslosen Becken buchstäblich im Sande.
Früher tauchte der Verlorenwasserbach kurz hinter seiner ursprünglichen Quelle bei Weitzgrund wieder in den Sandboden ab. Erst einige hundert Meter weiter kam er wieder ans Tageslicht. Inzwischen hat sich sein Quellgebiet bachaufwärts verlagert und das Gewässer hat heute einen ununterbrochenen Lauf.
Beim Lütter Bach ist dieses Phänomen noch heute zu sehen: Drei Quellen fließen oberhalb des Ortes zu einem Bächlein zusammen, das schon bald wieder versickert und nach 500m in einem Garten plötzlich erneut aus dem Untergrund auftaucht.
Das Paradebeispiel eines „verlorengehenden“ Baches ist das Springer Fließ. Es entspringt als Seegraben bei Wiesenburg und fließt in das Rummelsystem beim kleinen Ort Spring, wo es schließlich versickert.
Wasserarmut im Hohen Fläming
Der Fläming gehört neben der Schwäbischen Alb zu
den an Oberflächenwasser ärmsten Gebieten Deutschlands. Dieser Mangel
ist auf seine besondere Geländeform und sein hohes Alter zurückzuführen:
Alle während der vorletzten Kaltzeit, der Saale-Eiszeit, im Hohen
Fläming entstandenen Seen sind mittlerweile verlandet. Die Gletscher der
jüngsten Kaltzeit, der Weichsel-Kaltzeit haben den Fläming jedoch nicht
mehr erreicht. Ihr Schmelzwasser konnte hier somit keine neuen Seen
hinterlassen. Auch Fließgewässer fehlen in weiten Teilen des Hohen
Flämings. Das Niederschlagswasser versickert auf den sandigen Abhängen
des Höhenrückens rasch, bis es die unter den Sandmassen liegenden
undurchlässigen Lehmschichten erreicht. Auf dieser unterirdischen
Abflussbahn fließt das Wasser weiter und tritt erst an tiefer liegenden
Hangkanten wieder als Quelle zu Tage, meist in 80 bis 100 m Höhe. So
bleibt der Hohe Fläming in seinen zentralen, höher gelegenen Bereichen
nahezu ohne natürliche Fließgewässer. Erst bei Görzke, Bad Belzig, Raben und
Niemegk tritt das Wasser z.B. als Buckau, Belziger Bach, Plane oder
Adda zu Tage. Die wasserführenden Schichten des West- und Südhangs
erscheinen sogar erst in Sachsen-Anhalt als Quelle, z. B. die Ehle bei
Schweinitz oder die Nuthe zwischen Nedlitz und Grimme.
Quellsümpfe und Quellteiche
Der Hohe Fläming wartet mit eine Vielzahl kleiner und größerer Quellen auf. Meist tritt das Grundwasser flächig, an mehreren Punkten gleichzeitig aus dem Erdboden hervor. So entstehen die im Naturpark häufigen Quellsümpfe. Eine Hauptquelle ist meist nicht zu sehen, vielmehr sickern viele kleine Rinnsale aus dem Boden, die sich oft erst in einiger Entfernung zu einem Bachlauf vereinigen. Quellsümpfe erinnern auf den ersten Blick an „normale“ Feuchtwiesen oder Bruchwaldgebiete. Zwei Merkmale verraten sie jedoch: Quellgebiete frieren fast nie zu und selbst im Winter findet man in ihnen noch frische, grüne Vegetation. Diese Besonderheit wird bewirkt durch eine das ganze Jahr relativ gleichbleibende Wassertemperatur von 4 bis 13 °C.
Quellwasser
ist nicht nur kühl, sondern auch sauerstoff- und nährstoffarm, dafür
häufig reich an Kohlensäure und Kalk. Gelöstes Eisen färbt das Wasser
rot, wie z.B. an Quellen bei Klein Briesen. Typische Quellbewohner sind
die Zweigestreifte Quelljungfer, Bitteres Schaumkraut oder das
Quellmoos.
Quellsumpf Gesundbrunnen:
Die schüttungsreichste Quelle Ostdeutschlands. Ihrem Wasser sagt man
heilende Kräfte nach. Der Überlieferung nach entstand der Gesundbrunnen
nach einem starken Gewitter, als eine mächtige Hügelkuppe einstürzte und
weggespült wurde. An die Stelle des Hügels trat das heutige
Quellgebiet. Das sumpfige Gebiet ist für Wanderungen jedoch nicht
geeignet.
Artesische Brunnen und Hangquellen
Steht Quellwasser unter Druck, kann es wie bei einem Springbrunnen als Fontäne aus dem Boden schießen. Ein solcher natürlicher Brunnen ziert den Ort Klein Briesen, allerdings reicht der Druck nur für eine Mini-Fontäne, die seitlich aus der Feldstein-Einfassung des Brunnens tritt. Auch am Strebenbach bei Steinberg herrschen artesische Verhältnisse.
Hangquellen
sind im Fläming ebenfalls häufig. Enden wasserführende Schichten an
Hangkanten, tritt das Wasser am Hangfuß als Quelle aus. Oft sind diese
Quellen wie Perlen an einer Schnur aufgereiht. An den Rändern einiger
Rummeln treten sie ebenso auf, wie am Ufer der Plane bei Raben. Dort
sind sie vom Wanderweg aus gut zu sehen.
Die Flämingbäche
Einige Flämingbäche gehören zu den ökologisch
wertvollsten Bächen Brandenburgs. Kilometerlange naturnahe Abschnitte
sind hier keine Seltenheit. Auch durch ihre hohe Gewässergüte gehören
sie zu den Besten des Landes. Selten findet man in Brandenburg noch so
viele Fließgewässer mit weithin intakten Oberläufen. Von den insgesamt 7
Gewässern, die in Brandenburg die Schutzwertstufe 1 erreichen, liegen
zwei im Naturpark Hoher Fläming: Die Plane und der Verlorenwasserbach.
Unverbaut und unbegradigt schlängeln sich die Flämingfließe durch das
Land. Kein Wunder also, dass hier noch so viele Rote-Liste-Arten
vorkommen: Bachforelle und Bachneunauge sind allgemein verbreitet. In
den Unterläufen von Plane und Buckau kommt noch die Schmerle vor und
auch der vom Aussterben bedrohte Edelkrebs hat im Fläming nach der
großen Krebspest zwischen 1870 und 1880 letzte Rückzugsbiotope behalten.
Die Belziger Landschaftswiesen
Der Naturpark hat nicht nur wasserarme Höhenzüge zu bieten, sondern zwischen Brück und Golzow auch einen Landschaftstyp, der das genaue Gegenteil darstellt: Die Belziger Landschaftswiesen, eine 76 qkm große feuchte Niederung, die Teil des mächtigen Baruther Urstromtals ist. In diesem Tal flossen mit dem Abklingen der letzten Eiszeit im Fläming die Schmelzwässer der Gletscher Richtung Nordsee. Was zurückblieb, ist eine tief ausgespülte, grundwassernahe Rinne, die in der Folgezeit rasch vermoorte.
Bis 1790 war dieses Gebiet in der Nordostecke des Naturparks noch fast flächendeckend mit Bruchwäldern aus Erlen, Eschen, Eichen und Hainbuchen bestanden. Nachdem die dichten Sumpfwälder gerodet waren, wandelte man das ehemalige Niedermoor in Grünland um. Die Niederung wurde durch die Anlage eines dichten Netzes kleiner, flacher Gräben entwässert. Die dadurch neu entstandenen zahlreichen Wiesen, Weiden und Gräben wirkten überaus anziehend für eine Vielzahl von Wat- und Wiesenvögeln. Schon bald begannen zahlreiche Arten hier zu brüten.
Die weite, baumlose Landschaft zog selbst Steppentiere als Kulturfolger an, wie die Großtrappe, den schwersten flugfähigen Vogel Europas. Die Art wanderte um 1800 aus den Steppen Osteuropas in den Fläming ein. Die Trappen, wie auch die anderen „Neuzugezogenen“ profitierten nicht nur von der nun waldfreien Landschaft, sondern auch von der damals üblichen Dreifelderwirtschaft. Bei dieser Form der Landwirtschaft ließ man nach zwei Jahren Nutzung das Land im dritten Jahr brach liegen. Ideale Brut- und Futterplätze für viele Tiere.
Erst
die Intensivierung der Landwirtschaft trübte ab Mitte des 19.
Jahrhunderts die Harmonie zwischen Mensch und Natur: Immer stärkere
Grundwasserabsenkung, Kunstdünger, Pflanzenschutzmittel und die
Verwendung schwerer Maschinen vertrieben Brachvogel, Bekassine,
Steinkauz oder Großtrappe bis auf kleine Restbestände. Seit Ende der
80er Jahre besinnt man sich in den Belziger Landschaftswiesen wieder auf
naturschonendere Wirtschaftsweisen und eine strukturreichere
Agrarlandschaft. Mit Erfolg: Um etwa Wiesenweihen oder Braunkelchen zu
sehen, müssen die Menschen im Fläming ihre Kinder inzwischen nicht mehr
in den Zoo schicken.
Mehr als 110 Brutvogelarten wurden in den Belziger Landschaftswiesen gezählt. Jedes Jahr werden die Wiesen von Tausenden durchziehenden, rastenden oder überwinternden Vögeln aufgesucht, sodass sie zum EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesen wurden. Die Belziger Landschaftswiesen sind ein riesiges Niedermoor: Auf dem sumpfigen Boden wurden bis heute keine Siedlungen gegründet.